Akzeptanz und Resillienz als Schlüssel
Wenn ich zurückschaue auf die ersten Wochen und Monate nach der Diagnose (Februar 2023), dann stelle ich fest, dass ich viele verschiedenen Gefühlswelten durchlebt habe. Ich war frustriert, ich was verzweifelt, ich war wütend, ich war hoffnungslos, oft unerträglich für. meine Angehörigen.
Aber ich habe eigentlich nie mit meinem Schicksal gehadert. Ich habe nie die so typische Frage gestelt: Warum ich? Wie kam es dazu? Wie ungerecht! Das verschont mich natürlich von zermarternden Gedanken, die doch nur im Kreis laufen.
Nein, das war bei mir anders. Ich habe die aktuelle Situation akzeptiert. Geholfen haben mir dabei sicherlich die regelmäßigen Sessions mit meinem Psychoonkologen. Er hat mir die Zukunft als eine von uns selbst geschaffene Konstruktion dargestellt. Zusammen mit seiner praktischen Erfahrung schöpft er so aus einer sehr lebendigen Weisheit. Davon profitiere ich enorm.
Ich habe akzeptiert und akzeptiere, dass der Krebs mir mein Leben nehmen will. Das entlastet mich, weil ein Schlachtfeld wegfällt. An der Front muss ich garnicht mehr kämpfen. Es entspannt.
Diese Akzeptanz schafft den fruchtbaren Boden für Gelassenheit. Und die Gelassenheit schenkt mir Lebensqualität. Es ist nicht die desinteressierte Beliebigkeit, sondern eher die entspannte, die eigentliche Sicht auf die aktuellen Dinge. Es kommt nicht mehr alles auf die Goldwaage. Entspannte Suche nach gemeinsamen Lösungen statt egoistischer Rechthaberei. Verbindendes statt Triumpfsucht. Das allein ist schon ein enormer Gewinn. Und der Prozess beginnt mit Akzeptanz.
Aber es geht noch weiter
Die Akzeptanz mag eine notwendige Voraussetzung für Gelassenheit in der Gegenwart sein. Aber sie ist keine hinreichende. Mit anderen Worten: Sie garantiert kein Gegenwartsglück. Hier kommt die Resilienz, die Widerstandskraft ins Spiel.
„Resilienz (von lateinisch resilire: zurückspringen, abprallen, nicht anhaften), auch Anpassungsfähigkeit, ist der Prozess, in dem Personen auf Probleme und Veränderungen mit Anpassung ihres Verhaltens reagieren. Dieser Prozess umfasst:
››› Auslöser, die Resilienz erfordern (z. B. Traumata oder belastenden Stress),
››› Ressourcen, die Resilienz begünstigen (z. B. Selbstwertgefühl, positive Lebenshaltung, unterstützendes soziales Umfeld) und
››› Konsequenzen (z. B. Veränderungen im Verhalten oder in Einstellungen).
Resilienz kann einen wichtigen Beitrag zur Fähigkeit eines Einzelnen leisten, sich zu erholen oder auf Herausforderungen und Veränderung zu reagieren. “
An irgendeinem Punkt in den vergangenen Monaten habe ich die Fähigkeit erlangt, meine Konstruktionen, also meine Vorstellungen von Zukunft, so einzuhegen, dass sie mir heute und jetzt gar nichts mehr anhaben können. Das ist das eigentliche Wunder in drei Schritten:
Ich akzeptiere die Gesamtsituation.
Ich verstehe, dass unser Leben ausschließlich jetzt stattfindet nicht in der Zukunft.
Ich lasse dieses Jetzt von allen künftigen Möglichkeiten, und seien sie noch so düster und unerwünscht, nicht behelligen.
Nachdem mir das besusst wurde, änderte sich fast allles. Der Augenblick kann nun strahlen. Das Jetzt kann sich entfalten und all die Herrlichkeit entblättern, die sich um uns herum darbietet. Die Resilienz macht mir die Gegenwart zum Genuss. Die vermeintlich düstere und schlimme Zukunft kann mich mal …