Abschied oder Wiedersehen?

Ein Teil der Agentur, bei der ich sechs Jahre als Geschäftsführer tätig war, bei meinem persönlichen Abschied. Lauter liebe, erwachsene, wertvolle Menschen – plus Agenturhund.

Was für eine schöne Begegnung mit meiner ehemaligen Agentur. Seit 1. Juli 2024 bin ich aus der beruflichen Welt von Urbanet ausgeschieden. Ganz offiziell, der Vertrag wurde in Einvernehmen aufgelöst. Und gestern gab es eine vermeintlich letzte Begegnung in den Agenturräumen. Nicht zu gefühlig, nicht zu langatmig, sondern einfach ein Raum und eine Begegnung für einen gemeinsamen Schlusspunkt nach meinen mehr als sechs Jahren als Geschäftsführer.

Es war ein rundum gelungener und glücklich machender Frühabend.

Ich habe in die Beklommenheit hinein einfach eine Dreiviertelstunde von mir erzählt. Von den vergangenen sechs Jahren, von den bewegenden letzten anderthalb Krebsjahren. Von der aktuellen Situation und vom Ausblick auf die nähere Zukunft. Und wahrscheinlich habe ich am Anfang eine Menge Druck und Beklemmung genommen, als ich gesagt habe: “Ihr seht mich trotz der tragischen Situation mit unheilbaren Krankheit als einen glücklichen Mann.”

Das hat den Anwesenden viele Sorgen genommen, glaube ich. Ich habe von der Faszination meiner Reise mit den zwischenzeitlichen Tiefs aus Trauer, Wut und auch Verzweiflung erzählt. Davon, was sich im Angesicht des sicheren Todes täglich neu verändert. Welche neuen Gefühle ich entdecke, welche alten ich entspannt ablegen kann.

So viel Liebe

Und es war Herz erwärmend, wie liebevoll das anwesende Team mich wahrgenommen hat. Nach meinem Monolog, dem alle, mindestens aus Respekt und Achtung, aufmerksam folgten entwickelte sich eine anteilnehmendes Gespräch über Spiritualität, Schmerz, Erfahrung und vor allem Akzeptanz.

Gerade mein aktuelles Lieblingsthema, dass die Widerstandskraft gegen eine bloß vorgestellte, lediglich konstruierte düstere Zukunft mir eine erfüllte Gegenwart schenkt, hat viele Gedanken in die Runde gebracht. Ach, wenn wir doch alle mehr davon leben und erleben könnten. Aber, so sagte ich ihnen auch, wahrscheinlich braucht es in letzter Konsequenz den klaren Tod vor Augen, um solche Zusammenhänge zu spüren und zu verinnerlichen.

Und dann kam mir die Idee, reihum darum zu bitten, mir noch eine “warme Dusche”, eine geballte Ladung Zuneigung und positiver Eindrücke von der Person Björn zu schenken. Und da waren wunderbare Sätze dabei wie “ich habe immer sofort gespürt, ob du in der Agentur bist oder nicht, weil eine Zuversicht und Wärme über der Agentur lag” oder “du bist so interessant, weil du pur und authentisch bist”. Ich war und bin immer noch sehr gerührt.

Was ich da ganz intensiv gespürt (und natürlich auch gesagt) habe: Ich habe eine tiefe Wirksamkeit meines Selbst vermittelt bekommen. Menschen, die schon viel Zeit mit mir verbracht und vieles erlebt haben, bestätigen mir einen positiven Einfluss auf ihr persönliches Leben. Was gibt es Schöneres?

Abschluss oder Abschied

Am Anfang des Treffens habe ich etwas theatralisch gesagt, dass dies wohl die allerletzte persönliche Begegnung sei. Am Ende haben wir uns aber gemeinsam darauf geeinigt, dass es eben nicht der endgültige Abschluss einer Episode sei, sondern eher ein Abschied, eventuell eben auch mit Wiedersehen. Denn: Die Zukunft ist ungewiss. Was lohnt jegliche Sorge und jegliche Verzagtheit als Folge einer düstere Ahnung von ihr.

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